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Lagerabbau in den Yukon Flats
Yukon River [Seite 4 von 6] [weiter][zurück]
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Der Pegel des Yukon fiel jedoch in den folgenden Tagen stündlich um mehrere Zentimeter. Erste Kiesbänke tauchten auf, das Campen wurde zunehmend angenehmer. Keine Moskitos, jede Menge Treibholz und ein freier Blick über den Fluss, genau das war es, was ich mir wünschte. Drei Tage später, paddelte ich hinter Circle in die Yukon Flats, einem riesigen, 400 Kilometer langen Sumpfgebiet. Der Fluss ist dort stellenweise 10 Kilometer breit. Tausende Flussinseln und riesige Sandbänke verwandeln ihn in ein gigantisches Labyrinth. Eine Insel sieht aus wie die andere. Ganze Flussarme verlanden und enden irgendwo im Sumpf. In den Flats zu navigieren, ist praktisch unmöglich. Die Horizontlinie ist bretteben, Karte und Kompass helfen nur bedingt. Und ein GPS hatte ich nicht. Und selbst wenn ich eins gehabt hätte, hätte es nicht viel genutzt, denn die Karten sind zum Teil 50 Jahre alt und der Flusslauf hat sich in den Jahren verändert. Also blieb ich in der Hauptströmung und hoffte darauf, irgendwann wieder aus den Flats herausgespült zu werden.

Vier Indianersiedlungen liegen in den Yukon Flats, einem Gebiet mit extremen Temperaturen. Im Winter fallen sie auf unter -50 Grad Celsius. Im Sommer schwitzt man wochenlang bei Temperaturen von 30 Grad, plus wohlgemerkt.

In Beaver, einer der Siedlungen, traf ich Toru. Er ist Japaner und paddelte mit seinem gelben Faltboot alleine durch Alaska. Wir verstanden uns trotz aller kulturellen Gegensätze und beschlossen den Rest des Flusses gemeinsam anzugehen.

Nach einer Woche im Irrgarten der Flats zwängte sich der Yukon wieder in ein richtiges Flussbett. Wenig später erreichten wir die Yukon River Brücke und die Transalaskapipeline. Dort feierten wir Halbzeit, die letzte Straße und die kommenden 1600 Kilometer bis zum Meer.

Anfang Juli kamen die ersten Lachse und auf dem Fluss wurde es hektisch. Täglich sahen wir Motorboote, die zu den Fischcamps rasten. Fischräder drehten sich am Ufer, hinter Felsnasen waren Netze gesetzt. Bis zu 5 Millionen Lachse werden jährlich am Yukon gefangen. Zum Teil kommerziell, zum Teil aber auch für den Eigenbedarf der Indianer. Am Ufer standen riesige Trockengestelle, auf denen tausende Lachse als Hundefutter in der Sonne trockneten. In wellblechverkleideten Räucherkammern wurden die Fische über einem qualmenden Erlen- oder Pappelfeuer geräuchert. Einige Indianer warfen die Eingeweide der Fische einfach in den Fluss. Etwas stromab wurden sie wieder angespült und lockten Bären an. Insbesondere im Rampart Canyon warnten uns die Indianer ständig vor Bären. Aber es war halb so wild, im Schnitt sahen wir einen pro Woche. Die meisten Begegnungen dauerten zudem nur wenige Sekunden, dann war der Bär verschwunden. Einmal hatten wir beim Anlegen einen Schwarzbären überrascht, der sich dermaßen in die Hose machte, dass er gleich auf den nächstbesten Baum geflüchtet ist. Der Bär, wohlgemerkt, nicht wir!

Husky in der Siedlung Rampart
Paddlerperspektive
Toru Sonohara, mein japanischer Begleiter
Trockengestell mit Lachsen (Hundefutter)
Oldtimer in Ruby
Wolken über dem Yukon in Zentralalaska