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Wintertour [Seite 3 von 4 ][weiter][zurück]
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Der Buschwald machte das Vorwärtskommen schließlich unmöglich.
Entnervt drehte ich um. Irgendwo musste ein Pfad zum See existieren.
Nur wo? Auf meinen Spuren im Schnee marschiere ich einige Kilometer
zurück. Frustriert über diese Entwicklung, machte ich
früh Feierabend und baute unter der Wurzel eines umgestürzten
Baumes einen Unterschlupf
für die Nacht. Am nächsten Tag fand ich einen Pfad zum
See und folgte dem Seeufer nach Norden. Der Lake Nunavaugaluk, von
den Einheimischen auch Snake Lake genannt, liegt in einer majestetischen
Berglandschaft. Auch wenn die Berge kaum 700 Meter erreichen, hatte
ich den Eindruck im Hochgebirge unterwegs zu sein. Das Wetter war
großartig, eiskalte Nächte bis zu minus 37°C, tagsüber
bei blauem Himmel und Sonnenschein nur minus 15°C. Optimale
Bedingungen für eine Winterwanderung. Oft schlug ich schon
nachmittags das Lager auf und döste auf der Isomatte im fast
warmen Sonnenschein des beginnenden März. Sobald die Sonne
jedoch hinter den Bergen verschwand, fiel das Thermometer mit einer
unglaublichen Geschwindigkeit. Über dem weiten See konnte ich
beobachten, wie die Luft vor Kälte flirrt. Was in der Wüste
die Hitze schafft, verursacht hier die Kälte. In der Nacht
krachten die gefrorenen Fichten. Morgens waren meine Gesichtsmaske
und die Schlafsackkapuze völlig vereist. An den Zeltwänden
wuchsen schöne Schneekristalle und verwandelten es in einen
glitzernden Eispalast. Das Aufstehen gehörte zu den unangenehmsten
Augenblicken des Tages, hinaus aus dem warmen Schlafsack und rein
in die -30 Grad kalten Kleider. Brrrrrrr! Aber man gewöhnt
sich schnell daran.
Einige
Tage später erreichte ich das Nordufer des über 25 km
langen Sees und folgte dem teilweise offenen Kilian Creek. Über
einen namenlosen Pass wollte ich zum Lake Aleknagik gelangen, doch
bald wiederholten sich die Probleme: Dichter Buschwald behinderte
das Weiterkommen, aber einen Pfad durch den Buschwald konnte ich
nicht finden. Schweren Herzens drehte ich um. Um überhaupt
noch ein Erfolgserlebnis zu haben, baute ich ein Iglu
und verbrachte einen Ruhetag in den Wäldern nördlich des
Lake Nunavaugaluk. Die kommenden Tage marschierte ich wieder südwärts.
Das Wetter änderte sich zunehmend, Wolken kamen auf, es wurde
wärmer, und schneite. Vom Warehouse Mountain wollte ich nun
über gefrorene Sümpfe zum Gnarled Mountain laufen. Wieder
überquerte ich den Snake River, folgte der Baumlinie nach Westen.Abends,
bevor ich den Gnarled Mountain erreichte, hörte ich im Radio
eine Blizzard Warnung für die Gegend. ( Sender KDLG auf 675
KHZ) Daraufhin grub ich ein Loch, ein Meter tief und drei Meter
im Durchmesser und stellte dort das Zelt auf. Das sollte als Windschutz
reichen dachte ich. Ich hatte noch Proviant für eine Woche
und war nur zwanzig Kilometer von Dillingham entfernt. Da kann nicht
viel passieren. In der Nacht kam die erste Welle. Das Zelt wurde
ein bisschen gerüttelt, aber der Sturm konnte ihm nichts anhaben.
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