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Island.
Staunen gehört zur Tagesordnung
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Text:
Siglinde Fischer
Fotos: Walter Steinberg
Unsere
Island Film- und Foto Dokumentation auf DVD und Blue-ray gibt es
im Shop
Der
Island-Hype hält an, nicht nur bei den Deutschen. Davon konnten
wir uns dieses Jahr (2012) selbst ein Bild machen, denn viereinhalb
Monate waren wir auf der eisigen Insel im Nordatlantik unterwegs.
Im Juli und August galt neben Isländisch und Deutsch als dritte
Amtssprache der Insel Französisch. Über 700.000 Menschen
besuchten Island 2012 - ein Rekord. Über den auch die Isländer
nachdenken werden, denn selbst den Touristen war es mancherorts
zu voll
So verwundert es nicht, daß unser Bild von Island ein Mix
unterschiedlicher Eindrücke ist:
Island
ist in unseren Augen nicht die "große Wildnis" im
Nordatlantik. Dazu säumen viel zu viele Kilometer Zaun die
Straßen; dafür liegen die Bauernhöfe zu weit verstreut,
dafür durchschneiden zu viele Pisten auch im Hochland die Landschaft
(10.000 Kilometer sind es allein dort!), dafür bleiben die
Spuren notorischer Offroad-Fahrer zu viele Jahrzehnte im empfindlichen
Wüstenboden und Moos sichtbar, ebenso die Werke idiotischer
Steinmännchen-Bauer. Zur Ehrenrettung Islands will ich aber
auch nicht verschweigen, daß unser Bild einer "unberührten
Wildnis" während unserer Reisen durch Alaska und Kanada
geprägt wurde. Und damit zugegebenermaßen anspruchsvoll
(oder verkorkst) ist.
Island
hält aber lokal und saisonal teils außerirdisch anmutende
Überraschungen parat, die uns immer wieder haben staunen lassen:
Die
Wasserfälle!
Man kommt gar nicht um sie herum. Tosend donnern graue oder klare
Wassermassen hinab, über Tempelsäulen gleichenden Basaltkanten,
in Schluchten, mit einem Regenbogen im Sprühnebel, Fotografen
duschend. Und es sind nicht nur die großen, bekannten, leicht
erreichbaren Wasserfälle, die uns beeindruckt haben.
Die
Vögel!
Island ist ein Paradies für Vogel-Gucker. Ist sonst auch nicht
allzuviel Getier unterwegs - Vögel sieht man von Mai bis August
praktisch überall. Vom winzigen Odinshühnchen, das, kaum
vorstellbar, den Winter irgendwo auf dem offenen Meer verbringt,
über im Flug wummernde Bekassinen, über Lummen und Tordalken
auf äußerst unbequem wirkenden Felssimsen, über
stoßtauchende Baßtölpel und mit ihrem trüben
"Tlüüü" den Fotografen nervende Goldregenpfeifer,
über Nonnen- und Kurzschnabelgänse bis zum Zaunkönig
ist alles dabei. Klar - Papageitaucher dürfen auch nicht fehlen.
Vogelfreunde, fahrt nach Island!
Und
überhaupt: Die Farben, die Formen!
Auch nach vier Monaten Island konnte ich's nicht lassen "Moos!"
zu rufen, wann immer dessen sattes Grün am Rand eines Bächleins
in grauschwarzer Aschewüste leuchtete. Aber nicht nur das Quellmoos
laserte uns manchmal fast die Netzhaut weg, ließ uns ungläubig
staunen: Da sind die fantastischen Farben der Erde: sattes Ocker
trifft auf unwirkliches Blau, Rot und Beige der Liparitberge - nicht
nur bei Landmannalaugar, sondern auch in den Bergen der Ostfjorde.
Atemberaubend unwirkliches Blau des Gletschereises; ein düsterer
Himmel, maisgelbes Gras im herbstlichen Sonnenlicht, ein Regenbogen
- und nachts: Polarlichter. Islands Farbenspiel ist wunderbar.
Dann der Basalt. Säulen, so ebenmäßig wie unterschiedlich.
Mal so dick wie Litfaßsäulen, manchmal nur wie mein Bein.
Oder als "Nest", sprich, Kissenlava. Dazu "Hraun"
- Lavafelder bis zum Horizont, mal mit dicker graugrüner Moosperücke,
mal von Höhlen durchlöchert, mal mit aufgebrochenem Rücken,
einem riesigen Rührkuchen gleich. Wild zackige Reste ehemaliger
Krater in tosender Brandung, ebenmäßige Kraterringe in
allen Größen, kilometerbreite kiesige Flußbetten
mit zahllosen sich trennenden und vereinenden Armen, einem Gespinst
gleich.
Landschaften wie auf einem anderen Stern - das ist Island.
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