Alaska Tipps&Tricks Shop Kontakt Über mich Korsika Datenschutz Impressum Termine
   
Im September wird es Nachts wieder dunkel
Katmai [Seite 2 von 4] [weiter][zurück][1][2][3][4]

Morgens begrüßen uns grunzend drei neugierige Fischotter - und Wind und Regen. Bei finsterem Himmel und Westwind ziehen wir los, passieren zwei Lachsbäche. Später unterbrechen immer wieder Buchten das meist felsige Ufer. Angespültes Treibholz zeigt uns, wo hier bei Sturm die Hochwassermarke liegen kann. Selbst mittags schafft es das Thermometer nicht über 10°C; Wind und Wellen nehmen weiter zu. Licht- und Wolkenstimmung sind dramatisch, doch wir müssen uns auf das Wasser unter uns konzentrieren und können das Schauspiel nicht genießen. Unglaublich viele Pilze finden wir - nicht nur an diesem Abend auf unserer Insel. Im Südwesten erheben sich der Serpent Tongue und der Hook Gletscher über dem Tal des Savonoski River.
Nachts war es noch sternenklar, doch morgens begrüßt uns wieder einmal "graue Suppe". Nichts ist mehr vom Bergpanorama zu sehen, das uns umgibt. Im Lauf des Tages erreichen wir zwei namenlose Bäche, die der Bezeichnung "Lachsbach" alle Ehre machen. Viele Rotlachse tragen bereits großflächige gelblich-weiße "Schimmel"-Flecken auf dem Körper; sie verrotten bei lebendigem Leib. Walter fängt für's Abendessen ein Weibchen, das noch gut in Schuß ist. Bären sehen wir nicht, nur ihre Spuren. Bald bricht die Sonne durch die Wolkendecke und wir paddeln im Sonnenschein entlang meterhoher Steilwände. Eine lange, schmale Kieszunge, die eine Lagune vom See trennt, dient uns als Lagerplatz. Prompt zeigt sich, als ich gerade den Lachs zubereite, ein Braunbärgesicht am Festland. Wir rufen und rudern mit den Armen in der Luft - und auch der Bär verhält sich "richtig": Er schaut eine Weile, zieht dann halb um die Lagune und verschwindet endgültig im Wald. Eineinhalb Stunden später fasziniert uns ein grandioser Sonnenuntergang hinter einem namenlosen Berg am Westufer.

Regen und Wind, der in kräftigen Böen an unserem Zelt zerrt, begrüßen uns morgens. Als ich beim Frühstück mit dem Rücken zum Zelt stehe, bläst eine enorme Böe von der Lagune heran und reißt in Sekundenbruchteilen das gesamte Zelt aus der Verankerung, schleudert ein Boot herum. Das Zelt kann ich halten, aber dessen Inhalt inklusive der Schlafsäcke fliegt in den See. Ich hechte Schlafsäcken und meinem Hemd hinterher; eine Isomatte treibt hinaus. Walter fängt sie per Boot ein; ich fixiere vor Ort sämtliche potentiellen Flugobjekte. Das war also ein Williwaw! Später reißen immer wieder Böen an unseren Paddeln.
Das Delta des am Ostende des Grosvenor Lake einmündenden Hardscrabble Creeks ist eine einzige sumpfige Graslandschaft. Schon hunderte Meter davor ist das Wasser kaum 30cm tief. Etwa 400m vor dem Seeende liegt noch im waldigen Teil des Südufers der felsumrahmte Ursprung des Verbindungskanals zum Savonoski River. Wald prägt sein Ufer, nur selten finden sich Grasabschnitte mit Bärenpfaden. Erst kurz vor Erreichen des Savonoski Rivers setzt Strömung ein. Dann eine erste Durchmischung mit trübem Gletscherwasser, und innerhalb weniger Minuten finden wir uns in der unglaublich chaotischen Flußlandschaft des Savonoski Rivers wieder. Dessen grauen Fluten ziehen mit Macht durch ein unüberschaubares Labyrinth aus entwurzelten Bäumen, Kiesbänken und Flussarmen; wir schätzen die Strömung auf mindestens 10km/h. Immer wieder durchbricht das tiefere Wasser kraftvoll das Oberflächenwasser. Wir beschließen bald, auf einer riesigen Insel das Lager aufzuschlagen, um unsere nassen Sachen zu trocknen. Die ganze Insel ist übersät von Bärenspuren. Später abends taucht die Sonne den Wald des gegenüberliegenden Flussufers in goldenes Licht. Ein Bär schlendert dort stromauf, nimmt von uns keine Notiz.

Walter sieht morgens aus, als sei er in der Mauser - sein Daunenschlafsack muß wohl irgendwo ein Loch haben. Wir starten bei 8°C und leichtem Wind und mit mulmigem Gefühl, denn wir wissen nicht, was dieses reißende Chaos vielleicht noch an Überraschungen für uns bereithält. Doch mit jedem Kilometer schwinden unsere Bedenken; trotz der überall im Fluß herumliegenden Baumleichen sind die Flußarme immer so breit, daß wir genügend Zeit zum Manövrieren haben. Auch nimmt das Tempo des Flusses allmählich ab. Wir kommen zügig voran, ohne auch nur einen einzigen weiteren Bären zu sehen. Schnell rücken die Bergflanken von Mount La Gorce und Mount Katolinat näher. Besonders schroff fällt zur Linken der Grat des Mount Katolinat ab. Weil wir die Flußlandschaft nicht so schnell verlassen möchten entscheiden wir uns, eine weitere Nacht auf einer riesigen Sandbank zu verbringen, unmittelbar im gemeinsamen Mündungsdelta von Ukak und Savonoski River in den Iliuk Arm. Die Sandbank ist übersät von vulkanischem Lavagestein, rundgeschliffen durch den Fluß, der es hierher gebracht hat. Ein ausgetrampelter Bärenhighway führt unmittelbar am Ufer entlang. Nachts heulen Wölfe.

Lake Grosvenor
Lamellenpilze
Unterwegs auf den grauen Fluten des Savonoski Rivers
Unsere Küche im Savonoski Delta
Am Feuer lässt es sich aushalten...
Ein ausgelaichter Red Salmon
Grizzly am Margotcreek
Am Iliuk Arm des Lake Naknek
Fotograf bei der Arbeit